Wolfgang Hertle
Getreide bringt Leben – Waffen bringen Tod
Konstruktive Alternativen am Beispiel Larzac
On-line gesetzt am 11. Januar 2019
zuletzt geändert am 1. November 2023

Zehn Jahre lang von 1971 bis 1981 wehrte sich die bäuerliche Bevölkerung der Larzac-Hochebene in Südfrankreich gegen die Erweiterung eines Militärcamps, dem sie nicht weichen wollten. Am Rande des Dorfes La Cavalerie war auf dem Plateau im Jahr 1900 der Truppenübungsplatz mit einer Fläche von 3 000 ha eingerichtet worden. Jahrzehnte lang gab es kaum Schwierigkeiten zwischen den Soldaten und den Bauern, deren Schafe die Milch für den Roquefort-Käse liefern.
Als die Regierung Anfang der 70er Jahre plante, das Camp auf 17 000 ha zu erweitern, entwickelte sich ein intensiver gewaltfreier Widerstand, der 1981 für die Bauern und ihre Solidaritätsbewegung erfolgreich ausging.

Zu den Besonderheiten des Larzac - Widerstandes gehört die Verbindung des gewaltfreien Widerstandes mit überzeugenden praktisch-konstruktiven Alternativen und die Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe und aktiver Solidarität.

In der felsigen, wasserarmen und 800 bis 1000 Meter hochgelegenen Landschaft gibt es wenig Dörfer, die Bewohner leben in weit verstreuten Weilern und auf Einzelhöfen. Die meisten Menschen kannten nur ihre nächsten Nachbarn und begegneten sich am ehesten im Rahmen der katholischen Kirche. Über Jahrhunderte akzeptierten die Menschen in diesem abgelegenen Landstrich ohne zu murren die dreifache Autorität von Staat, Militär und Kirche. Umso bemerkenswerter ist die Entwicklung dieser traditionell konservativen Menschen vom Gehorsam zu Protest und Widerstand, als sie von den Herrschenden in ihrer Existenz bedroht wurden . Ein wesentlicher Einfluß für diese Entwicklung kam vom fortschrittlichen Flügel der katholischen Kirche in Frankreich. Wichtige Themen der Versammlungen des Katholischen Landvolks war die Stärkung des Selbstbewusstseins der Landbevölkerung gegenüber den Städtern sowie die Aufklärungsarbeit über den militärisch-industriellen Komplex und die Ausbeutung der „unterentwickelten“, besser gesagt, der überausgebeuteten Länder.

Die betroffene bäuerliche Bevölkerung wurde von der Regierung nicht über die Planungen informiert, wohl aber regionale Politiker und Spekulanten. Das Armeeministerium vermittelte nach der Verkündigung seiner Entscheidung in den Medien ein Bild vom Larzac als eine unfruchtbare Mondlandschaft. Für die wenigen Menschen, die dort ein ärmliches Leben fristeten, wäre es eine Erlösung umgesiedelt zu werden. Die einzige wirtschaftliche Chance für die Region sei die Ausweitung des Militärcamps.

Tatsächlich hatte Landflucht in den vorangegangenen Jahrzehnten die Zahl der Einwohner stark reduziert. Es fehlten auf den Höfen fließendes Wasser und Telefonanschlüsse. Die Behörden verweigerten Subventionen und Kredite für wichtige. Die meisten Bewohner des Larzac hatten also materiell gesehen nicht viel zu verlieren, sie konnten micht einmal enteignet werden, weil ihnen das Land nicht gehörte, sondern gepachtet war..

Die Regierung hatte aber nicht wahrgenommen, dass sich in den 60er Jahren einige „Pioniere“, d.h. in moderner Landwirtschaft ausgebildete Landwirte, neu angesiedelt hatten. Ihre Investitionen und Erneuerungen erzielten deutliche Erfolge, was es leichter machte, den Alteingesessenen die Machbarkeit konstruktiver Alternativen aufzuzeigen.

Die bewusste Einheit der betroffenen Familien entwickelte sich im ersten Jahr nach der Bekanntmachung der Regierungspläne. Sie lernten sich gegenseitig kennen und vertrauen. Gleichzeitig machten sie die Erfahrung, dass sie sich nicht wie zuvor auf Politiker und Standesvertreter verlassen konnten, sondern ihre Interessen in die eigene Hand nehmen mussten. Verschiedene linke Gruppierungen von ausserhalb versuchten Einfluß auf die überregionale Unterstützerbewegung zu nehmen, wenn Z. B. Maoisten den langen Marsch auf dem Larzac fortführen wollten oder andere „Revolutionäre“ davon träumten, dass die Bauern ihre Gewehre aus dem Schrank nehmen würden, trug das zur Schärfung des politischen Bewusstseins bei, aber auch zur klaren Einsicht, was die Larzac-Bauern nicht wollten. Sie fanden heraus, dass die Gedanken und Aktionsformen des gewaltfreien Widerstands am besten zu ihren Moralvorstellungen passten und machten allen Unterstützern deutlich, dass sie keine Kompromisse beim Prinzip der Gewaltfreiheit akzeptieren würden.

Zusammenhalt und Einigkeit, wichtige Charakteristika des Larzac - Kampfes, drückten sich in verschiedenen Formen der Solidarität zwischen den Betroffenen aus: Mit dem „Eid der 103“, den sie 1972 leisteten, verpflichteten sich 103 von ursprünglich 109 Bauernfamilien zu gegenseitiger Solidarität in der Weigerung, ihr Land an die Armee abzugeben. Eigenes Engagement und solidarische Hilfe von außen steigerten während der Jahre des Widerstandes den Wert des umstrittenen Landstriches, emotional, ökonomisch wie ökologisch.

Wie zwei Seiten einer Medaille stärkte die Verbindung konstruktiver Maßnahmen mit Aktionen Zivilen Ungehorsams das Selbstbewußtsein der zivilen Kämpfer, aber auch ihre Glaubwürdigkeit und die Sympathie in der französischen Öffentlichkeit. Die Aktionen orientierten sich am Alltagsleben und daher nicht nur an der Verteidigung, sondern gleichzeitig an der Verbesserung ihrer Lebensbedingungen.

Die Behörden weigerten sich, Wasser- und Telefonleitungen zu legen, sie gingen davon aus, dass die Höfe geräumt und Innovationen auf dem zukünftigen Truppenübungsplatz nicht gebraucht würden. Die Bauern begannen damit, selbst Gräben auszuheben und Rohre zu verlegen. Auf Privatland war das unproblematisch. Aber die Rohre mussten auch unter der Nationalstraße 4 durch verlegt werden. Dies bedeutete, die wichtige Verbindungsstraße zwischen Paris und dem Mittelmeer für etliche Stunden zu blockieren. Als die Bauern begannen, die Fahrbahn aufzureißen wollte die Polizei dies verhindern und räumte die Baustelle. Beim zweiten Anlauf zwei Wochen später reichte der Graben schon zur Mitte der Fahrbahn, als die Polizei eintraf. Dieses Mal widersetzten sich nicht nur Landwirte. Zur solidarischen Verstärkung kamen etliche Bürgermeister und Gemeinderäte, erkennbar an ihren Trikolore-Schärpen. Auch sie wurden unsanft aus dem Graben gezogen und über die regennass verschmutzte Straße geschleift.

Erst beim dritten Versuch gelang es, die Leitung komplett unter der Straße durchzuführen. Die Polizei war zwar in größerer Mannschaftsstärke angerückt, der Einsatzleiter erkannte aber schnell, dass eine Gruppe von Gewerkschaftern aus der damals von Arbeitern besetzten Uhrenfabrik LIP in Besancon zur Unterstützung der Bauern angereist war. Er begriff, dass es nicht klug wäre, sich auf eine Auseinandersetzung mit beiden in Frankreich populären Widerstandsbewegungen einzulassen. (LIP und Larzac galten als Symbole für den Kampf um Selbstbestimmung über den Arbeitsplatz.) Die Uniformierten zogen sich unverrichteter Dinge buchstäblich im Rückwärtsgang zurück. Nach einigen Wochen legalisierten die Behörden stillschweigend die Angelegenheit, indem sie Wasseruhren einbauen ließen.

Unterstützt durch Helfer besserten die Larzac - Bewohner in Eigenregie Wege und Straßen aus oder legten neue an. Für die Kommunikation war es wichtig, sich telefonisch verständigen zu können. Die PTT weigerte sich, neue Anschlüsse zu installieren. Daraufhin begannen die Bauern mit Unterstützung von Post-Gewerkschaftern Masten aufzustellen und mit Telefondrähten verbinden, um so ein paralleles Telefonnetz einzurichten. Einzelne Höfe außerhalb des Erweiterungsgebietes verbanden sie mit dem internen Netz. Damit wurde die rasche Übermittlung von Nachrichten zwischen dem illegalen und dem öffentlichen Telefonnetz möglich.

„Das Land soll denen gehören, die es bearbeiten“

Der größere Teil der Weide- und Ackerflächen war nicht das Eigentum der Landwirte, sondern von Kommunen oder von nicht bäuerlichen Landbesitzern gepachtet, daher kam die Forderung, dass die Verfügung über das Land nicht in erster Linie vom Eigentum abhängen sollte. Die eher armen Landwirte starteten aus einer schwierigen Ausgangslage, in der Konkurrenz zu den finanziellen Möglichkeiten des Staates, die er einsetzte, Flächen für die Erweiterung des Truppenübungsplatzes zu erwerben. Zudem drohten im Ernstfall finanzielle Verluste: käme es zu Enteignungen fielen die Entschädigungen deutlich geringer aus als der Erlös beim freiwilligen Verkauf.

Ein Gesetz ermöglichte den gemeinschaftlichen Landbesitz über die Gründung von Genossenschaften (GFA- Groupement Foncier Agricole): Landwirte bringen dabei einen Teil ihrer Flächen in die Genossenschaft ein, Nicht-Landwirte beteiligen sich mit Geldeinlagen. Der kollektive Landbesitz in GFA - Genossenschaften sichert den Erhalt kleinerer Betriebe und verringert die Kluft zwischen den großen und den kleinen Höfen. Sowohl juristisch als auch politisch wären Enteignungen von Genossenschaften , d.h. einer Vielzahl von Miteigentümern schwerer durchsetzbar als von einzelnen Landbesitzern.

Die erste GFA auf dem Larzac wurde im Dezember 1973 gegründet. Wann immer möglich wurde der Kauf von Flächen angestrebt, die durch ihre Lage als Sperrgrundstücke wirken konnten, um den Zusammenhang zwischen den von der Armee gekauften Grundstücken zu erschweren. Mit dem Mittel der GFA wurde der Erhalt alteingesessener Betriebe abgesichert, gleichzeitig konnten weitere Landwirte neu angesiedelt werden. Die Zahl freiwilliger Zusammenschlüsse wie Maschinenringe und Kooperativen wuchs auf dem Larzac auffällig stark, verglichen mit dem Landesdurchschnitt.

Im März 1975 wurde nachts im Weiler La Blaquière ein Anschlag auf das Haus einer Bauernfamilie verübt, den alle acht im Haus schlafenden Menschen mit großem Glück überlebten (der Sprengstoff war militärischer Herkunft, Fußspuren im Schnee führten zum benachbarten Truppenübungsplatz). Die Empörung über den Einschüchterungsversuch motivierte Nachbarn zum Wiederaufbau der beschädigten Gebäude und zum gemeinschaftlichen Neubau eines wunderschönen Schafstalls, der trotz mehrfacher Illegalität vom Staat nie angerührt wurde. Der Bau dieser „Demonstration in Stein“ erfolgte, obwohl die Behörden die Genehmigung ausdrücklich verweigerte. Er wurde durch tausende Franzosen finanziert, die dem Staat 3 % ihrer Steuern verweigerten und an die Larzac - Gemeinschaft spendeten. Zu den vielen freiwilligen Helfern von nah und fern gehörten u. a. Totalverweigerer, die WRI organisierte ein internationales work camp. Die Symbole verschiedener beteiligter Bewegungen sind auf der Außenmauer dieses Gemeinschaftsstalles eingemeißelt. Der Staat wagte nie, gegen diesen Bau vorzugehen, obwohl er zukünftige Schießübungen stark behindert hätte. Nach dem Sieg der Larzac - Bewegung kam der Präfekt, der höchste Verteter des französischen Staates im Departement, um diese „Kathedrale des Widerstandes“ zu ehren.

Immer öfter besetzten Bauern und Unterstützer Höfe und landwirtschaftliche Flächen, die der Staat gekauft hatte und leer standen. Unterschiedliche Reaktionen zeigten, wie sehr der Staat auf die gesellschaftliche Anerkennung der bäuerlichen Akteure Rücksicht nehmen musste. Im Oktober 1974 begleiteten Bauern eine Gruppe der Arche-Gemeinschaft zur Besetzung des Hofes Les Truels. Eine Gruppe von Fallschirmjägern hielt sich im Haupthaus auf, die Besetzer ließen sich zunächst in Nebengebäuden nieder. Die Armee ging davon aus, dass die Besetzer bald frustriert abziehen würden, das Gegenteil trat ein. Nach ein paar Tagen zogen die Soldaten ab, die Gemeinschaft belebt bis heute den kleinen Weiler. Ein Jahr später besetzten Kriegsdienst-und Totalverweigerer den Hof Le Cun im Süden des Plateaus um dort ein Zentrum für gewaltfreien Widerstand aufzubauen. Nach einem Jahr wurde dieser Hof von der Polizei geräumt, weil er nicht landwirtschaftlich genutzt wurde. Allerdings gelang es Gewaltfreien mit Hilfe der Bauern im Norden des Plateaus einen Neubau für diese Begegnungsstätte zu errichten. Um weitere Besetzungen zu verhindern ließ die Armee „ihre“ Höfe zu kleinen Festungen ausbauen und rund um die Uhr bewachen. Zuvor wollte sie es sich beim Hof Cap d’ Ase einfacher machen und ließ lebenswichtige Teile, z. B. die Zisterne und das Dach zerstören. Dieser Vandalismus löste in der Region Empörung und erneut eine Welle der Sympathie für die Verteidiger des Larzac aus.

Die Einheit von Widerstand und Alternativen zeigte sich z.B. im August 1974 beim Erntefest für die Dritte Welt unter dem Motto Getreide bringt Leben – Waffen bringen Tod. Ein Wochenende lang demonstrierten 100 000 Menschen in der Felsenlandschaft, feierten und informierten sich gegenseitig über ihre Kämpfe. In der Einladung baten die Larzacbauern, entweder einen Sack Getreide oder dessen Wert in Geld mitzubringen. Mit der „Kollekte“ fuhr später eine Gruppe von Bauern in die Sahelzone, um sich am Bau von Brunnen zu beteiligen. Während der Großdemonstration pflügten 20 Traktoren ein riesiges Stück Armeeland bei La Blaquière. Bei weiteren Landbesetzungsaktionen säten undr ernteten bis zu 150 Traktoren gemeinsam auf Armeeland Getreide.

Gut 150 „Larzac - Komitees“, lokale Bündnisse von Unterstützern aus Bewegungen wie der Gewaltfreien Antimilitaristen, Christen, Ökologisten, Linkssozialisten, usw. wurden in französischen Städten gegründet. Einige Kommunen verpflichten sich zu Patenschaften für Projekte oder Höfe. Jeden Monat trafen sich Delegierte der Komitees auf dem Larzac.
Das individuelle Engagement wurde verstärkt durch landesweite Kampagnen wie die Verweigerung von 3 % Steuern zugunsten der Aufbauprojekte auf dem Larzac, oder die demonstrative Rückgabe von Wehrpässen. In beiden Fällen folgte eine Welle von Prozessen gegen die zivil Ungehorsamen, wodurch die wieder neue Aufmerksamkeit für das umstrittene Thema entstand.

Manche kollektive Solidaritätsaktionen, wie der Kauf einer GFA- Parzelle durch die LIP - Arbeiter oder des Satiremagazins „Le Canard enchainé“ brachten „politisches Kapital“ ein. Der „Canard“ half auch bei der Gründung der Zeitschrift Gardarem lo Larzac, die seit Sommer 1975 von den Entwicklungen auf dem Plateau wie über Basisbewegungen in aller Welt, mit denen der Larzac solidarisch war und ist, berichtet . Kirchliche Gruppen, Gewerkschaften und Bauernverbände beteiligen sich an der Organisation von Großkundgebungen. Der Larzac-Kampf regte die Gründung der progressiven Bauerngewerkschaft Confédération paysanne an.

Viele Protestaktionen machten das Thema überregional bekannt, z.B. als die Bauern 60 Schafe nach Paris brachten, um sie unter dem Eiffelturm weiden zu lassen. Eine Traktorendemonstration von 700 km bis in die Hauptstadt und später die selbe Strecke noch einmal zu Fuß zeigten der Öffentlichkeit, dass es sich um selbstbewusste Bauern handelte und nicht um Studenten, Linksradikale und Ausländer, wie es regierungsnahe Medien zu suggerieren versuchten. Als die Enteignung schließlich offiziell beschlossen war und die Räumung der Höfe unmittelbar bevorstand, bauten Larzac-Bewohnerr unter dem Eiffelturm ein Zeltdorf auf, in dem sie eine Woche lang lebten, bis die Polizei räumte.

Francois Mitterand wurde im Mai 1981 zum Präsidenten gewählt, wie zuvor versprochen, annullierte er das Erweiterungsvorhaben. Die Larzac-Einwohner führten das konstruktive Programm als eigenständige Regionalentwicklung weiter. Nun galt es, neue Landwirte auf den befreiten Höfen und Ländereien anzusiedeln. Aber wer sollte Eigentümer und Verwalter der 6000 ha Land werden, die der Staat erworben hatte. Die Larzac - Bauern mussten weiterhin viel politischen Druck entwickeln, um eine stabile rechtliche Form für ihren kollektiven Landbesitz zu erreichen: erst 1985 wurden die Flächen, die dem Landwirtschaftsministerium unterstellt waren, durch einen Erbpachtvertrag für zunächst 99 Jahre den Larzac - Bauern bzw. der SCTL (Zivile Gesellschaft zur kollektiven Verwaltung der Bodenflächen auf dem Larzac) anvertraut.

Von der Last der Landbesitz-Frage befreit, mussten sich die Bauern gegen die Einführung von Milch-Quoten wehren, um die kleineren Betriebe aufrecht zu erhalten und zu sichern. Ein „Roquefort-Komitee“ wurde gegründet, aus dem später das Syndikat der Schafmilch-Produzenten hervorging. Um nicht allein von den herkömmlichen Vertriebswegen abhängig zu sein, schlossen sich die Bauern zu einer Interessengemeinschaft für den Direktverkauf ihrer Produkte zusammen.

Als symbolische Offensive gegen die Herrschaft der Waren demontierten Larzac-Bauern 1999 vor Beginn des Weltsozialforums in Seattle die Baustelle für eine Mac Donalds-Filiale in Millau. Der Larzac fühlt sich solidarisch mit den weltweiten Bewegungen gegen die Atomindustrie, gegen die neoliberale Globalisierung, gegen Gen-Manipulation von Lebensmitteln und weitere Schäden der Industriegesellschaft. Um eine gerechte und friedliche Welt mit aufzubauen, beteiligte sich der Larzac an internationalen Demonstrationen gegen die Institutionen des Neoliberalismus, wie die Welthandels-Organisation und die Weltbank (Seattle 1999, Davos 2000 und 2001, Prag 2001, Cancun 2003), sowie an alternativen Gipfeltreffen „für eine andere Welt“ (Porto Alegre 2001, 2002, 2003, Florenz 2002, Paris 2003).

Auf nationaler Ebene mobilisierte der Larzac mehrfach Soziale Bewegungen durch die Großkundgebungen (Millau 2000, auf dem Larzac 2003 mit über 100 000 TeilnehmerInnen) nach dem Vorbild der Demonstrationen während des Kampfes gegen die Erweiterung des Truppenübungsplatzes. Dies illustriert die Entwicklung von einer regionalen Auseinandersetzung um Selbstbestimmung über die Verfügungsmacht über den Boden zum globalen Widerstand.

Bis heute wirkt das Beispiel des Larzac-Widerstands inspirierend auf Basisbewegungen in aller Welt. Die Frage ist dabei, ob Larzac ein Beispiel ist, das nachgeahmt werden kann oder ob es eine Ausnahme mit besonderen Bedingungen ist. In jedem Fall gab und gibt es weltweit zahlreiche positive Anstöße des Larzac-Widerstands auf Soziale Bewegungen.

Wolfgang Hertle