Entrüstet Rheinmetall
Aktionstage und Blockaden vor den Fabriktoren in Unterlüß
Es gibt lebensbejahende Alternativen!
On-line gesetzt am 21. Mai 2017
zuletzt geändert am 30. Mai 2017

Aktionstage am Rheinmetall-Standort Unterlüß

Auf dem zentralen Dorfplatz von Unterlüß fand vom 12. – 15. Mai 2017 das erste Protestcamp gegen die Panzer- und Munitionsproduktion in dem seit mehr als hundert Jahren von Rüstungsfabriken geprägten und von Militärübungsplätzen umgebenen Ort in der Südheide statt. Schlafen durften die Demonstranten dort zwar nicht, die Verwaltung des Landkreis Celle ließ sich da was Neues einfallen. Während es in der Eifel zugelassen wird, dass, wie derzeit wieder, ein Protestcamp 20 Wochen lang unmittelbar neben dem Haupttor zum Fliegerhorst Büchel stattfindet, wo mindestens 20 US-Atombomben gelagert sind, verlangen die Bürokraten für das Übernachten im Camp von Unterlüß, dass dafür ein Bauantrag gestellt werden soll, was natürlich nicht innerhalb von Tagen organisiert oder per Gerichtsentscheidung abgewehrt werden kann.
In kurzer Zeit wurden jedoch private Übernachtungsmöglichkeiten gefunden.

Allein die Ankündigung der Aktionstage und des Camps hatte für viel Wirbel und Diskussion in der Region gesorgt. Sowohl Polizei als auch BewohnerInnen von Unterlüß konnten feststellen, dass die Vorhersagen, es würden sog. Chaoten kommen und „Krawalle“ stattfinden, völliger Unsinn waren, und der extra für diese Tage von einem Unterlüßer Supermarkt angestellte „Security“-Mann hatte nichts zu tun… Es gab von zurückhaltendem Interesse am Anliegen der Demonstranten bis zu direkten praktischen Unterstützungsangeboten weitgehend freundliche Kontakte mit den Einwohnern von Unterlüß.

Dieses mal überwogen im Gesamtbild der Aktionstage noch die Auswärtigen, die von der Hamburger Initiative gegen Rüstungsexporte und dem Jugendnetzwerk für politische Aktionen eingeladen worden waren. Neben aktionserfahrenen Menschen aus dem Wendland und der Offenen Heide kamen Aktive aus der Region, sowie Mitglieder von Friedensinitiativen aus Hamburg, Hannover, Celle und Bremen. Auf dem Campplatz diskutierten VertreterInnen verschiedenen Alters von nah und fern, alte Kontakte wurden aufgefrischt und neue geknüpft.

Am Sonntagmorgen wurde in der Friedenskirche mit mehr als 150 TeilnehmerInnen ein Gottesdienst unter dem Motto „Es ist Krieg, Entrüstet Euch!“ abgehalten.
In seiner Predigt zeigte der Friedensbeauftragte der ev. Landeskirche Hannover Verständnis für Menschen, die Arbeitslosigkeit befürchten, falls die Rüstungsfabriken ihre Produktion einstellen würden, machte aber gleichzeitig Mut, streitbar mit Mitteln des gewaltfreien Widerstands gegen die Todesindustrie vorzugehen und menschliche Kreativität endlich für Alternativen in ziviler Produktion zu entwickeln.

Am Sonntagnachmittag zog vom Camp aus die für den Heideort bisher größte Demo durch Unterlüß zu den beiden Rheinmetall-Fabriken.

Den Höhepunkt der Aktionstage bildete am Internationalen Tag der KriegsgegnerInnen die lange vorher angekündigte Blockade-Aktion von JunepA, die von morgens um 8 Uhr bis mittags an vier Toren beide Fabriken gleichzeitig dicht machte.
Eine Woche vorher wae Junepa der Aachener Friedenspreis zugesprochen worden...

Wir haben erfolgreich Protest und erste Widerstandsaktionen an den wichtigen Rheinmetall-Standort in der Südheide getragen und damit hoffentlich den Anfang für zukünftig häufigere direkte Aktionen gegen den „Hemmungslos in alle Welt“ Kriegsmittel exportierenden Konzern gemacht.

(Die Organisierung und Durchführung von Camp und Aktionen hat auch eine Menge Geld gekostet. Über Spenden – bei Bedarf mit Spendenquittung, dann bitte Mail an Info chez COMM-eV.de – auf das JunepA-Konto IBAN DE59 4306 0967 2030 4204 40, BIC GENODEM1GLS freuen wir uns.)

Unter Verwendung des Berichts von Carsten Orth

Vor dem Aktionswochenende in Unterlüß fuhren einige von uns nach Berlin zur Hauptversammlung von Rheinmetall. Am 9. Mai fanden Protest-Aktionen vor dem Tagungshotel Maritim statt, das einem Bürger des Golfstaates Katar, einem wichtigen Rheinmetallkunden gehört.
Unmittelbar gegenüber dem Hotel in der Stauffenbergstraße (früher Bendlerstraße,) liegt die Gedenkstätte Deutscher Widerstands. Der historische Gebäudekomplex "Bendlerblock" ist seit über 100 Jahren Zentrum der Militärverwaltung. "Konsequenterweise" sind die Neubauten drum herum wichtige Verwaltungen der Bundeswehr. Dazu noch ein Ehrenmal für die "Gefallenen der Bundeswehr" !

Soviel zum Thema Kontinuität, aber das ist längst nicht alles.

In Aussenlagern des KZ Bergen-Belsen ließ Rheinmetall-Borsig in Unterlüß mit Hilfe von Wehrmacht und SS jüdische Frauen, Kriegsgefange und zivile Zwangsarbeiter für die deutsche Kriegsproduktion schuften.
Vernichtung durch Arbeit hieß das damals. In der Südheide ist noch heute gelegentlich der zynische Satz "Des einen Brot, des anderen Tod!" zu hören.