Schichtwechsel 100-mal gestört
Kampagne »gorleben365» feiert einjähriges Bestehen - 1500 Aktive vor den Bergwerkstoren
On-line gesetzt am 13. August 2012

von ps

asb Gorleben. Mit Sekt und Geburtstagstorte feierte die Kampagne »gorleben365» am Sonntag ihr einjähriges Bestehen. 100 Blockaden mit rund 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat die von der »Kurve Wustrow» initiierte Kampagne seit einem Jahr auf die Beine gestellt und so die Schichtwechsel im Erkundungsbergwerk Gorleben immer wieder durcheinander gebracht.

»Einmal ist es uns sogar gelungen, dass der Betrieb für einen ganzen Tag eingestellt werden musste», blickte Katja Tempel von der Kampagne am Sonntag vor dem Bergwerk zurück. Auch die Tatsache, dass die Belegschaft des Erkundungsbergwerks seit Beginn der Blockaden nur noch fünf Tage in der Woche arbeitet statt wie vorher sieben, schreibt sich »gorleben365» als Erfolg auf die Fahnen. »Zwar haben wir den Endlagerstandort Gorleben mit den Blockaden nicht verhindert, aber unser erklärtes Ziel, den reibungslosen Ablauf des weiteren Ausbaus zu verhindern, haben wir erreicht», ist Katja Tempel zufrieden.

Kriminaloberrat Thomas Meyn, Leiter des Polizeikommissariats Lüchow, ließ es sich nicht nehmen, sich am Sonntag selbst einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Auch er zeigte sich zufrieden damit, wie die Aktionen in den zurückliegenden zwölf Monaten verlaufen sind. »Es gab erfreulicherweise nur wenig problematische Situationen, die uns beschäftigten», sagte Meyn. In den meisten Fällen seien die Blockaden friedlich verlaufen.

Etwas anderes bewertet Katja Tempel die Begegnungen mit Polizei und Mitarbeitern. »Besonders auf Jugendliche gab es immer wieder Übergriffe», bedauerte Tempel. Diese seien zum Teil von Mitarbeitern bedrängt und bedroht oder von Polizisten mit übertriebenen Tatvorwürfen wie »Freiheitsberaubung» eingeschüchtert worden. »Insgesamt blieb es allerdings friedlich, zumal die Polizei nicht unser erklärter Gegner ist.»

Um noch mehr Menschen für den zivilen Ungehorsam zu motivieren, hat die Kampagne pünktlich zum Geburtstag ein Handbuch herausgegeben, in dem sich neben Hintergrundinformationen über das Endlagerprojekt Gorleben viele praktische Tipps für geplante Aktionen finden. Auch juristische Hinweise fehlen in dem Handbuch nicht. Eine Dokumentation der Aktionen soll folgen.

Am Sonntag beteiligte sich auch das Gorlebener Gebet an der Geburtstags-Blockade. Zu Ehren des einjährigen Bestehens hatte die Sonntagsgemeinde ihr Gebet vor das Tor 1 des Erkundungsbergwerks verlegt, wo Pastorin Leonie Renk ihrer Freude über die vielfältigen Aktionen Ausdruck gab.

Noch bis zum heutigen Montag wollen die Aktivisten die Tore besetzt halten, dann sind 365 Tage »gorleben365» tatsächlich erreicht. Danach sollen die Aktionen unter dem Motto »gorleben 365+X» fortgesetzt werden. Am Sonntag feierten rund 100 Atomkraftgegner erst einmal bei strahlendem Sonnenschein ihren Etappen-Erfolg.

Elbe-Jeetzel-Zeitung 13.8.2012

mit weiteren Fotos:

http://wendland-net.de/index.php/artikel/20120813/gorleben-365-feiert-geburtstag-44636